Habe Zeit – doch fühle Hetze – Warum?
Nicolas Carr im Wired: The Web Shatters Focus, Rewires Brains
– Starke Argumente für auf Papier Gedrucktes?
Ich bin nicht unglücklich, dass ich die Erfahrung gemacht habe, in einer Welt ohne Computer, ohne Handys, ohne Always-On aufzuwachsen. Einerseits schätze ich über alle Maßen, dass ich Hintergrundinformationen, bspw. über die Musik, Musiker von damals, heute kostenlos in der Wikipedia nachschlagen oder gleich mitsamt Video auf meinen iPod konvertieren kann.
Aber ich sehe auch, dass meine Konzentration – ganz wie vom „Doesn’t Matter“-Autor beschrieben, dabei leidet.
Angefangen hatte das mit einer 64kBit Leitung, in den öffentlichen Computerräumen an der Uni. Nach ftp kam das WWW: Bilder von fernen Ländern – nicht wie beim Fernsehen, von irgendwem ausgewählt, präsentiert und gleich wieder weg (damals hatte es auch noch keine HD Rekorder), sondern von mir selbst aufgefunden, aktuell und mit Kommentaren von dortigen Studenten, zum Beispiel. Aber irgendwie war ich immer seltsam auf dem Sprung, dachte, es liegt an mir, dass ich nicht geduldig die langen Ladezeiten abwarten konnte.
Das Gefühl der Hetze kommt von der dauernden Notwendigkeit des Entscheidens, meint Carr.
Und das ist nicht nur mein Problem. Das Problem hat jeder. Ich löse es mit einer Todo-Listen Methode. Schreibe auf, was ich machen will. Suche mir dann einen Punkt ‚raus, der mich anspricht. Punkte, die mich lange nicht mehr ansprechen, kommen auf eine Archiv-Tabellen Seite. Auf Nachfrage kann ich das ja mal publizieren 😉
Und ich geniesse es, eine Wired gedruckt in der Hand zu halten. Mit der Hand über das strukturierte, weiche Papier zu fahren. Umblättern, im Schaukelstuhl, am See, im Freibad sein zu können und mein Equipment „doesn’t matter any more“. Jetzt aber – zum Zeitpunkt meines Reviews des Artikels – ist die gedruckte Ausgabe gerade nicht zur Hand. Und – super: Die Internetausgabe verfügbar. Besonders interessant, den Unterschied, das beschriebenen Phänomen am aktuellen Beispiel zu sehen – auch beim Lesen des gedruckten Artikels war ich immer wieder abgelenkt.
Jetzt hätte ich – eigentlich – fast den ganzen Abend Zeit, mehr wie genug, den interessanten Artikel nochmal durchzulesen und es überkommt mich trotzdem und wider besseres Wissen (sic!) …
… diese komische Hektik …